Ernährung: Probiotika können in seltenen Fällen zu Bakteriämie führen

Probiotika bieten eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen, aber ihre unerwünschten Wirkungen können in medizinisch seltenen Fällen zu Bakteriämie führen, bei der Bakterien im Blutkreislauf des Körpers zirkulieren. Das berichten japanische Forscher im Fachblatt "EID Journal" des CDC.

In Japan wird Clostridium butyricum (C. butyricum) MIYAIRI 588 als Probiotikum häufig verwendet, doch die Prävalenz und die Merkmale der durch diesen Stamm verursachten Bakteriämie sowie sein bakteriologisches und genetisches Profil sind noch unbekannt. Ein Forscherteam der Graduate School of Medicine der Universität Osaka hat nun bei einer Untersuchung des genetischen Materials von Bakterien bei Krankenhauspatienten mit Bakteriämie einen Zusammenhang zwischen Bakteriämie und Probiotika festgestellt.

Von September 2011 bis Februar 2023 dokumentierte das Universitätskrankenhaus Osaka 6.576 Fälle von positiven Blutkulturen. Unter diesen wurde C. butyricum in fünf Fällen (0,08 %) nachgewiesen. Die Sequenzierung des gesamten Genoms ergab, dass alle fünf Stämme von C. butyricum, die Bakteriämie verursachten, von Probiotika stammten. In zwei dieser Fälle konnte kein eindeutiger Grund für eine angemessene orale Einnahme der Probiotika ermittelt werden, und ein Patient starb innerhalb von 90 Tagen nach der Bakteriämiediagnose.

"Probiotika können eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen bieten, aber diese Studie zeigt, dass auch bei diesen Mitteln seltene, aber schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auftreten können", sagt der Hauptautor der Studie, Ryuichi Minoda Sada. "Unsere Ergebnisse unterstreichen das Risiko einer Bakteriämie bei der Verwendung von Probiotika, insbesondere bei Krankenhauspatienten, was eine umsichtige Verschreibungspraxis erforderlich macht."

Es sei zu erwarten, "dass die Ergebnisse dieser Studie das Bewusstsein für die potenziellen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Probiotika schärfen werden", schrieben dazu die Autoren. Sie empfehlen "eine ziellose und unnötige Verschreibung von Probiotika zu vermeiden, insbesondere bei hospitalisierten Patienten, die sich einer immunsuppressiven Behandlung unterziehen".

Allerdings betonen die Mediziner im Original Paper gleichzeitig den medizinischen Nutzen von Probiotika:

"Probiotika haben sich als Wirkstoffe herauskristallisiert, die ein breites Spektrum von Erkrankungen verbessern und wesentliche Bestandteile für potenzielle gesundheitliche Vorteile liefern. Probiotika zeigen eine Vielzahl von Wirkungen, indem sie mit pathogenen mikrobiellen Gemeinschaften konkurrieren, um Bindungsstellen konkurrieren, zum Ausschluss von Pathogenen beitragen und die Aktivierung spezifischer Gene innerhalb und außerhalb des Darmtrakts des Wirts auslösen. Dieser Prozess wiederum stimuliert, reguliert und kontrolliert die Immunantwort(1). Probiotika haben sich nicht nur bei der Behandlung von Erkrankungen wie akuter Gastroenteritis(2) und Reizdarmsyndrom(3) als wirksam erwiesen, sondern auch bei der Vorbeugung von antibiotikaassoziierter Diarrhö(4) und sogar bei der Linderung von Symptomen im Zusammenhang mit COVID-19(5)."


Original Paper:

Clostridium butyricum Bacteremia Associated with Probiotic Use, Japan - Volume 30, Number 4—April 2024 - Emerging Infectious Diseases journal - CDC

 

Dazu passend:

Probiotika: Nicht immer von Vorteil (aerzteblatt.de)

Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen (früher: "Probiotika") | Verbraucherzentrale.de

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Clostridium butyricum Tabletten. Credits: K/Wikipedia

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